Geschichte- Volkskultur- Leben
SALZBURGER RUSSEN
Vortrag, Vernissage, Konzertprogramm
22. November 2013, ab 17:00 Uhr
Marmorsaal, Schloss Mirabell, Mirabellplatz 4, 5020 Salzburg
Künstlerische und organisatorische Leitung:
Zoran Šijaković
Unter dem Moto „Geschichte- Volkskultur- Leben: SALZBURGER RUSSEN“, eine Veranstaltung drei Impulse“, fand ende 2013 im Schloss Mirabell ein unterhaltsamer Kulturabend statt
Die positive Resonanz auf die Tagung „Salzburger Serben“ im Jahre 2012 - http://www.danica-salzburg.at/projekte/salzburger-serben-2012/, motivierte DANICA-AUSTRIA, die Veranstaltungsreihe fortzuführen und unter dem Moto „SALZBURGER RUSSEN“, eine weitere in Salzburg ansässige Volkskultur und deren Geschichte vorzustellen. Eher wenig war bisher über die in Salzburg lebenden Russen bekannt. So brachte ein unterhaltsamer Abend im gutbesuchten Marmorsaal des Schlosses Mirabell neue Einsichten.
Was wissen wir über die Geschichte der Salzburger Russen? Wie Leben Sie in Salzburg? Wie üben sie ihre Kultur, Sprache, Religion, Tradition aus? Wie lebt man mit zwei Heimaten, mit oder zwischen zwei Kulturen? Wie gelingt die tägliche Verbindung zweier Traditionen und Religionen?
Durch eigene Kreativität sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten charakteristische Traditionen des Lebens mit zwei Kulturen entstanden. Sie manifestieren sich in Geschichte, Sprache, Religion und vielfältigen Formen der Alltagskultur. Jene integrativen Dialoge, die im gelebten Alltag das Verbindende über das Trennende setzen, sollen durch das Projekt auch einer breiten Öffentlichkeit bewusst werden und als bereichernder Dialog das Zusammenleben erleichtern.
GESCHICHTE UND VOLKSKULTUR DER SALZBURGER RUSSEN
am Beispiel einzelner Schicksale
Mag.a Dr.in Sabine Veits-Falk
Historikerin am Stadtarchiv Salzburg und Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg
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Die Historikerin am Stadtarchiv Salzburg Sabine Veits- Falk sprach über Leben und Wirken der Russin Rosa Kerschbaumer- Putjata, die von 1877-1896 als erste Ärztin Österreichs (mit kaiserlicher Sondergenehmigung) In der Stadt Salzburg praktizierte. Sie betrieb mit großem Engagement und Fachwissen eine Augenklinik und setzte sich energisch für den Zugang von Frauen zum Medizinstudium ein. Als sie später in die USA ging, war sie dort als „Dr. Rose P. Kershbaumer, of Salzburg, Austria“ bekannt, ein Beweis für ihr internationales Fachrenomee.
In einer anschließenden Gesprächsrunde, ging es um die Zuwanderung von Russen im vergangenen Jahrhundert. Am Beispiel der 90-jährigen Baronin Helene von Meyendorff / Елена Николаевна фoн Майендорф (* 15. April 1923 in Pancevo, Vojvodina, Serbien; † 5. März 2014 in Salzburg), die sich mit einer erstaunlichen Präsenz an dem Gespräch beteiligte, ließ en sich sehr anschaulich die Migrationsbewegungen der Russen darstellen.
Die Familie gehörte zum Hochadel und floh nach der Oktoberrevolution über die Türkei nach Jugoslawien. In Belgrad, wo ihr Vater als Kirchenmaler arbeitete, wuchs Helena auf. Nach dem 2. Weltkrieg kam die Familie nach Salzburg, wo sich damals das größte russische Flüchtlingslager in Österreich befand, das sogenannte „Russenlager“ in Parsch. Das Lager war gut organisiert: es hatte ein eigenes Gymnasium, eine Gemeinschaftsküche, eine Bibliothek, sogar eine Radiostation. Die orthodoxen Russen bildeten eine eigene Kirchengemeinde mit einem Chor, den Helena fast 50 Jahre leitete. Gleichzeitig gründete sie das Zentrum russischer Kultur in Salzburg. Helena von Mayendorff ist nicht nur eine heimliche Botschafterin Russlands, wie sie inoffiziell genannt wird und Trägerin des Zarin Katharina II- Ordens, sondern sie ist auch eine von vielen Russinnen, die in Salzburg eine neue Heimat gefunden haben und Salzburger Russen genannt werden.
In einer Vernissage zeigte die aus Russland stammende Salzburger Malerin Alfia Weingartner ihr Werk, welches Landschaftsmalereien, Stillleben und Ikonenmalereien umfasst. Alfia ist Mitglied des Kunstvereins "Kreativ-Plattform-Faistenau" und des Artforum-Salzburg in Lehen.
VERNISSAGE
Bilder von ALFIA WEINGARTNER
Die Vernissage soll Salzburger Malerin russischer Herkunft Alfia Weingartner und ihr Werk präsentieren - http://alfia-weingartner.jimdo.com
Das abschließende Konzertprogramm stand unter dem Motto “Russische Volkslieder und Romanzen“ und führte in die Welt der russischen Musik und Sprache. Das Musikensemble DANICA hatte dazu als Gastsolisten Vessela Kalkandjieva (Landestheater Linz), Miroslav Marković (Belgrader Oper) und den Zithervirtuosen Wilfried Scharf (Bruckner- Universität Linz) eingeladen.
Die unter dem Publikum weilenden Vertreter der Russischen Föderation, Generalkonsul Sergej Smirnov (Salzburg), die Direktorin des Russischen Kulturinstituts in Wien, Botschaftsrätin Tatiana Mishukovskaya sowie der Erzpriester der russisch- orthodoxen Kirche in Salzburg Georgij Charlov, waren sehr angetan von dem Projekt und seiner Umsetzung. Die ganze Veranstaltung wurde von dem russischen TV-Sender RTVi aufgezeichnet und Ende des Jahres für das russischsprachige Publikum weltweit ausgestrahlt.
„Ziel des Projektes war es einen Einblick in die bewegende Geschichte der Salzburger Russen zu geben. Gleichzeitig wollten wir für die heute hier lebende russische Gemeinde einen Impuls setzen, sich für das Projekt zu engagieren. Damit wurde eine neue Art und eine neue Qualität einer Beteiligung am Salzburger Kulturleben erzeugt.“, resümiert Zoran Šijaković, Obmann von DANICA-AUSTRIA.
„RUSSISCHE VOLKSLIEDER UND ROMANZEN“
Musikensemble DANICA-AUSTRIA
mit Gastsolisten:
Vessela Kalkandjieva, Wilfried Scharf, Miroslav Mika Marković u. Zoran Šijaković
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RUSSISCHE MIGRANTION IN ÖSTERREICH
Russische Migration nach Österreich hat Geschichte.
Im Zuge der Oktoberrevolution 1917 flohen etwa eineinhalb bis zwei Millionen Menschen, vor allem Adelige, Intellektuelle und Offiziere der Zarenarmee ins Ausland, unter anderem nach Österreich.
Zigtausende Menschen verließen nach dem Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. „Im Jahre 1945 dürften sich über 100.000 Flüchtlinge in Österreich befunden haben“.
Die letzte und bisher umfassendste Auswanderung kam nach dem Ende der Sowjetunion. Österreich als Zielland wurde nach 1989 immer attraktiver: die Zahl der im Land lebenden Personen mit russischer Staatsbürgerschaft vervierfachte sich, laut „Statistik Austria“, zwischen 1981 und 1991 auf 2.112 russische StaatsbürgerInnen, um sich dann bis 2011 auf insgesamt 22.810 zu verzehnfachen.
Laut aktuellen Angaben von „Statistik Austria“ leben heute österreichweit in etwa 28.000 Personen russischer Herkunft.
Russisch-orthodoxe Kirche Maria Schutz, Christian-Doppler-Str. 3a, 5020 Salzburg
SALZBURGER RUSSEN
Die Zahlenangaben über die Russen die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Österreich befanden schwanken sehr stark. Es ist die Rede von einigen Zehntausend bis Einhunderttausend Personen. Die Russen, die im April 1945 vor der Sowjetarmee aus Südosteuropa und dem Osten Österreichs flohen, suchten in der US-Zone Schutz. So kamen sie auch nach Salzburg, wo sich das größte Flüchtlingslager befand, das sogenannte „Russenlager“ in Parsch. Es bestand aus 32 Baracken und lag parallel zu den Bahngeleisen im gleichnamigen Salzburger Stadtteil.
Somit war Salzburg auch das Zentrum russischer Emigranten in Österreich.
Im Lager bestand ein Gymnasium, das von 350 Kindern besucht wurde, von denen 100 bis zum Jahre 1950 ihr Abitur machten und 20 an österreichischen Universitäten weiter studierten.
Das Lager war gut organisiert. Es gab eine Baracke, die als Kulturzentrum fungierte, mit Radiostation, Gemeinschaftsküche, Bibliothek usw. Die Flüchtlinge bewahrten weiterhin auch ihr religiöses Gemeinschaftsleben. Somit bildeten die orthodoxen Russen eine eigene Kirchengemeinde, die bis heute aktiv bleib. Mit einem eigenen Chor gestalteten die russischen Flüchtlinge ihre regelmäßigen Gottesdienste in der russisch-orthodoxen Kapelle im Haus. Dieser Chor wurde über Jahre von der aus Russland stammenden Baronin Helene von Meyendorff / Елена Николаевна фoн Майендорф (* 15. April 1923 in Pancevo, Vojvodina, Serbien; † 5. März 2014 in Salzburg) geleitet. Sie ist auch Mitbegründerin des später entstandenen „Zentrums russischer Kultur in Salzburg“, das bis heute der wichtigste Organisator von Veranstaltungen mit Russland-Bezug in Salzburg ist. Dort finden regelmäßig Sprachkurse, Konzerte, Theater- und Filmaufführungen statt.
Baronin von Meyendorff leitete nicht nur über 50 Jahre lang den Chor der russisch-orthodoxen Kirche und gründete das „Zentrum russischer Kultur in Salzburg“ mit, sie ist nicht nur eine heimliche Botschafterin Russlands, wie sie inoffiziell genannt wird und Trägerin des Ordens der Zarin Katharina II, sondern sie ist eine von vielen RussInnen die in Salzburg eine neue Heimat gefunden haben und SALZBURGER RUSSEN genannt werden.
Zoran Šijaković
Stadt Salzburg, Kulturportal, Geschichte - Volkskultur - Leben: SALZBURGER RUSSEN: http://www.stadt-salzburg.at/internet/websites/kultur/kultur/volkskultur.htm